Muskeln statt Moneten

Handwerkliches Geschick nicht überschätzen!

Das sagt die Schutzgemeinschaft für Baufinanzierende e.V.

Sobald ein paar Tausend Euro fehlen, können Eigenleistungen doch noch den Traum vom Eigenheim verwirklichen. Die Rechnung geht auf, sobald sich Hausangebot und handwerkliches Geschick perfekt ergänzen. 

Die niedrigen Zinsen lassen die Herzen von Häuslebauern höher schlagen. Zu den historisch günstigen Zinsen kommen flexible Darlehensangebote. Kein Wunder, dass sich angehende Bauherren beinahe vorkommen wie im Schlaraffenland. Doch wie finanziert man eigentlich die eigenen vier Wände richtig? 

„Nur wer Eigenkapital einsetzen kann, sollte kaufen bzw. bauen und vorab genau kalkulieren, welchen Anteil des Kaufpreises er aus seinen Ersparnissen stemmen kann“, sagt der Vorsitzende der „Schutzgemeinschaft für Baufinanzierende e.V.“ in München,  Florian Haas. „Denn von den besten Zinskonditionen profitieren vor allem Bauherrn mit erstklassiger Bonität, also einem auskömmlichen Einkommen und ausreichend Eigenkapital“, weiß Marktkenner Max Herbst, Chef der Frankfurter FMH-Finanzberatung. 

Wer seine Wunschimmobilie also ausschließlich über Kredit finanzieren will, hat oft Probleme. „Üblicherweise verlangt die Bank 20 Prozent Eigenkapital“, so Florian Haas. Bauherren mit (zu) wenig Eigenkapital und zugleich durchschnittlichem Einkommen, stoßen indes bei vielen Instituten schnell auf taube Ohren. Dennoch braucht der Traum von den eigenen vier Wänden nicht zu platzen: „Viele Banken akzeptieren alternative Geldquellen, allen voran Eigenleistungen“, betont Zinsexperte Max Herbst. „Wer zwei rechte Hände hat, kann den Darlehensbetrag durchaus um einige zehntausend Euro drücken“, ergänzt Schutzgemeinschaftsvorsitzender Haas.

Wie hoch die Ersparnis konkret im Einzelfall ausfällt, hängt wiederum  entscheidend vom Finanzierungspartner ab. „Manche Banken und Sparkassen setzen ein Limit bei einer bestimmten Betragsgrenze, andere akzeptieren Eigenleistungen bis zu einem gewissen prozentualen Anteil der Erwerbskosten oder wollen Handwerker in der Liste der Bauhelfer sehen“, erläutert FMH-Chef Max Herbst. 

Dass Geldgeber Eigenleistungen nicht unbegrenzt akzeptieren, hat seinen Grund. Denn viele Bauherren überschätzen ihre handwerklichen Fähigkeiten. Das kann am Ende sehr teuer werden, sobald der eigene Murks durch einen Fachbetrieb kostspielig beseitigt werden muss. Deshalb kommen verlässliche Eigenleistungen nur für Bauherren infrage, die noch nicht einmal eine linke Hand haben. 

Üblicherweise lassen sich bis zehn Prozent der gesamten Baukosten durch Eigenleistungen ersetzen. Mehr sind es aller Erfahrung nach in der Regel nicht, weil praktisch jedem Bauherrn wegen Familie und Arbeitsplatz nur ein begrenztes Zeitbudget zur Verfügung steht. Als Richtwert gilt: Neben dem Job sind 20 Stunden wöchentlicher Einsatz auf der Baustelle realistisch.

Am sinnvollsten lassen Bauherren ihre Muskeln bei jenen Gewerken spielen, die einen hohen Lohnanteil und wenig Materialkosten enthalten. So zählen Maler- und Tapezierarbeiten ebenso das Verlegen von Teppichböden oder Laminat zu jenen Arbeiten, die fast jeder selbst übernehmen kann und die Kosten drücken (siehe Kasten). 

„Abzuraten ist hingegen von bestimmten Arbeiten, die auf den ersten Blick wenig kompliziert erscheinen, wo aber Gewerke auf andere Gewerke aufbauen“, warnt Verbraucherschützer Florian Haas. Denn genauso teuer wie den eigenen Murks von Fachkräften beseitigen zu lassen werden Bauverzögerungen, weil andere Gewerke von den noch nicht fertig gestellten Eigenleistungen abhängig sind.

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Eigenleistungen: So viel können Sie sparen

Wer sich für Eigenleistungen entscheidet, sollte frühzeitig mögliche Ersparnisse beim Hausbau realistisch kalkulieren. So viel Geld, gemessen an den Herstellungskosten bzw. dem Kaufpreis, lässt sich zum Beispiel bei diesen handwerklichen Arbeiten in aller Regel sparen: 

  • Außenanlagen: 1 Prozent
  • Fliesen, Platten verlegen: 1,5 Prozent
  • Fußbodenbeläge einbauen: 1,5 Prozent
  • Erdarbeiten: 1 Prozent
  • Glaser-, Schreinerarbeiten: 3 Prozent
  • Maler- und Tapezierarbeiten: 3 Prozent
  • Treppenausbau: 1 Prozent
  • Zimmertüren einsetzen: 0,5 Prozent
  • Dachschrägen dämmen und bekleiden: 2 Prozent 

Die Prozentsätze sind Mittelwerte. Manche Eigenheim-Erwerber können noch mehr sparen, viele andere aber erreichen diese Quoten nicht. Deshalb sollte man auf der Habenseite konservativ kalkulieren. Lieber weniger als zu viel ansetzen, um später böse Überraschungen zu vermeiden. Wenn eine Fertigstellung durch einen Fachbetrieb finanziell tragbar wäre, ist das Risiko eines Arbeitsunfall zu Beginn der Arbeiten oder eine Absage von Bauhelfern verschmerzbar.

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